So, die neue Folge hat sich gesetzt und mein Gefühl ist wieder sehr, sehr durchwachsen. Aber mal Schritt für Schritt:
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Shadow Moth ... Shadow Moth ..
. seriously?
Hawk Moth fand ich als Namen so genial, da es tatsächlich die englische Bezeichnung für eine Gruppe von Motten ist, zu der auch der Totenkopfschwärmer gehört. Der buchstäblich einen Totenkopf auf seinem Körper trägt!
Shadow Moth dagegen ist ja was schon langweilig klischeehaft, aber vermutlich noch besser als Peacock Butterfly (Tagpfauenauge) woran ich als Erstes dachte, als ich hörte, dass Gabriel nun beide Miraculous gemeinsam verwendet ... das müsste man fast in einem Comic verwerten, oder?
Das Kostüm, ja, das hätte man besser machen können. Im Grunde hat sich bis auf den Kragen und dieses ... futuristisch anmutende ... Teilvisier? - why, just why? - nichts geändert. Ein bisschen enttäuschend, wenn man bedenkt, welch tolle Kostüme sie sich sonst einfallen lassen. Aber wie formulierte es schon Queen Bee? "Du wirst es bereuen, jemals dieses lächerliche Kostüm angezogen zu haben."
Was ich so gar nicht verstehe: Wieso macht er sich die Mühe, die Miraculous zu kombinieren, wenn er dann nicht mal einen Nutzen daraus zieht und nur einen Akuma losschickt? Das erscheint mir ziemlich unschlüssig. Ich hoffe, da kommt noch eine plausible Erklärung dazu.
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Die Kwamis ... auch hier musste ich den Kopf schütteln.
Nicht, weil sie absolut nicht gehorchen, das fand ich sogar ziemlich gut und sogar bis zu einem gewissen Grad schlüssig. Marinette ist noch jung und nicht lange Hüterin. Ich finde, die Aufsässigkeit der Kwamis verdeutlicht gut ihre Startschwierigkeiten und Unsicherheit mit ihrer neuen Rolle.
Dass Wayzz sich einfach aus dem Rucksack mogelt und über den Boden schleicht, war dagegen doch deutlich over the top, genauso wie das kleine Ständchen am Bahnhof. Dass die Kwamis aufsässig sind, schön und gut, aber dass sie so dumm agieren, war doch etwas übertrieben.
Was mich aber
wirklich gestört hat, war, dass die Kwamis sich einfach ohne Besitzer außerhalb ihrer Box aufhalten können und noch nicht mal in der Nähe ihres Miraculous bleiben müssen. Ganz ehrlich, das ist ein ganz herber, krasser Bruch zu den bisherigen Erkenntnissen der Serie. Wieso verschwinden die Kwamis, wenn ihr Besitzer das Miraculous freiwillig ablegt, wenn sie sich auch ohne Besitzer manifestieren könnten? Wieso musste Marinette in Kwamibuster alle Miraculous anlegen, um "die Kwamis zu befreien", wenn sie auch einfach so aus der Box könnten? Das war ein unnötiges Risiko, sowohl für ihre Gesundheit, wie man durch den kurzen Schwindelanfall gesehen hat, als auch für den Fall, dass sie den Kampf doch verloren hätten.
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Meister Fu ... ich muss gestehen, dass ich es schön fand, dass er schon so bald wieder auftauchte - man darf nicht vergessen, dass es ja die 6. Folge von insgesamt 26 Folgen ist, was bedeutet, dass er eigentlich knapp vor Ende des ersten Viertels wieder auftauchen würde, was meiner Meinung nach eine angemessene Zeit für eine kurze Rückkehr ist - und man sieht, dass es ihm gut geht und er jetzt endlich mit Marianne glücklich sein kann. Freut mich wirklich für die beiden, die das einfach verdient haben.
Was ich wieder so gar nicht verstand: Wieso versteckt sich in seinem Gehstock ein Kompass, mit dem man die Miraculous-Schatullen aufspüren kann? Wo hat er den plötzlich her? Seinen Lehrlingsstab hatte er verloren und den Tempel, der zerstört wurde, nur mit der Schatulle und dem Buch der Zaubersprüche (welches er dann noch verloren hat) verlassen. Gibt es irgendwo einen Fachhandel für Hüterbedarf oder wie kam er nachträglich an den Kompass, den er in der Rückblende von Backwarder allen Anschein nach noch nicht hatte?
Der Kompass scheint mir hier der typische McGuffin zu sein, der eine Handlung lostreten soll, die man auch anders hätte konstruieren können und sonst keinerlei Relevanz für den weiteren Verlauf der Geschichte hat. Der Zweck heiligt nicht immer die Mittel.
Und Bootsunfall? Meister Fu erinnert sich doch, dass er auf einem Dach wach wurde und dass zwei seltsam gekleidete Typen vor ihm standen. Man hätte doch für Marinette eine andere plausible Erklärung finden können und sei es nur, dass sie die Großnichte 3. Grades ist, schließlich ist die Halb-Chinesin.
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Dann kommen wir zum großen Hüter.
Das war für mich die größte Enttäuschung der ganzen Folge, weil es von vorne bis hinten einfach schlecht durchdacht ist.
Eine der größten Schwächen der Serie ist, dass sie den Anspruch hat, dass man die Folgen nicht zwingend nach einer festgelegten Reihenfolge sehen muss. Wie gut das klappt, sehen wir ja immer wieder, aber das ist ein anderes Thema. Dieser grundsätzliche Anspruch endet aber regelmäßig damit, dass Konfliktsituationen immer noch in der gleichen Folge aufgelöst werden müssen.
Dass Su-Han erstmal so abweisend ist und eine "So geht das nicht"-Attitüde an den Tag legt, erinnert mich doch stark an Bakerix. Wieder eine unnötige Wiederholung ein und desselben Plots mit dem gleichen Twist am Ende, wo sich alles ganz plötzlich in absolutem Wohlgefallen auflöst.
Was hätte man hier anders machen können?
Nun, Su-Han hätte erstmal einfach akzeptieren können, dass Marinette nun die Hüterin ist und ihr eine Probezeit einräumen, ob sie dieser Aufgabe auch wirklich gewachsen ist. Die Hüter lassen ja auch im Rahmen der Ausbildung deutlich jüngere (?) Kinder auf die Schatullen aufpassen, das hätte man gut in so einen Test umwandeln können.
Dann hätte er sich auch erstmal vornehm aus dem Kampf raushalten können, ohne wie ein lächerlicher Feigling zu wirken und man wäre am Ende zum gleichen Ergebnis gekommen.
Für Meister Fu hätte man bestimmt einen anderen, plausiblen Weg gefunden, warum dieser akumatisiert wird. Notfalls schickt man Chloé vorbei, das zieht notfalls immer.
Was gab es noch für logische Lücken, die mir aufgefallen sind und zumindest in meinen Augen nicht plausibel erklärt wurden?
Wenn "Hühnerbeinchen" wirklich so unbeliebt war, sie Su-Han behauptet, wieso hat dann einer der Mönche ausgerechnet ihm das wertvolle Buch der Zaubersprüche und die Mutterschatulle anvertraut? Das erscheint mir nicht ganz so konsequent, wenn ich ehrlich bin.
Außerdem wirkt das Argument, dass die Hüter nur dazu ausgebildet werden würden, um abtrünnige Miraculous-Besitzer zu bekämpfen, nicht aber akumatisierte Opfer, völlig lächerlich. Weil ein abtrünniger Besitzer des Schmetterling-Miraculous niemanden akumatisieren würde, um gegen die Hüter zu kämpfen?
Wahrscheinlich sollte mit damit die Überheblichkeit des großen Hüters unterstrichen werden - als ob das wirklich noch nötig gewesen wäre - aber es wirkt einfach mehr wie eine lächerliche Ausrede.
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Mirakung Fu ... ich weiß ehrlich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Nun ja, schlechte Wortspiele sind ja auch irgendwo die Grundessenz der Serie, oder? Ich verbuche es mal zu den positiven Punkten, auch wenn ich innerlich noch sehr unentschlossen bin.
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Was ich allerdings wirklich sehr gut fand, war Chat Noirs bedingungslose Loyalität. Er lässt Ladybug nicht im Stich, egal wer da kommt und meint, dass er irgendwas zu sagen hätte. Ob er immer noch oder schon wieder Gefühle für sie hegt, ist da absolut zweitrangig. Sie ist seine Partnerin und er steht zu ihr, diese tiefe Bindung ist einfach toll umgesetzt und kommt in diesem Moment auch wirklich schön rüber.
Auch das Marinette noch in Folge 6 mit ihrer neuen Aufgabe noch nicht ganz warm ist und Schwierigkeiten hat, finde ich sehr gut. Oft genug hat man bei Marinette so leichte Mary-Sue-Vibes. Dass diese immer wieder aufgebrochen werden und sie als ganz normales Mädchen, das auch (gravierende) Fehler macht, finde ich richtig und wichtig.
Und der Endkampf, den ich schon sehr gelungen fand, überraschend von Marianne gelöst wurde, war absolut super. Das war ein Twist, den ich tatsächlich so nicht erwartet hatte und das hat für mich die Folge im Großen und Ganzen noch gerettet. Zumal ich eh ein heimlicher Fan von Marianne bin, die in meiner Vorstellung eine wirklich grandiose Ladybug gewesen wäre.
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Alles in allem war das für mich ein akzeptabler Start für die 4. Staffel, auch wenn es nicht die erste Folge laut Reihenfolge ist. Es ist noch Luft nach oben, was gut so ist, aber es war auch nicht so katastrophal, wie ich es befürchtet hatte. Ich bin ja wirklich gespannt, wie darauf aufgebaut wird.