So, nun hab ich mir das Special auch angeschaut. Ich wollte warten, bis es auf Deutsch rauskommt, in Englisch oder mit englischen Untertiteln hätte ich es wohl auch verstanden, aber mich zu sehr auf die Übersetzung konzentrieren müssen, um es wirklich zu genießen. Und es war das Warten wert!
Shanhai hat mir besser gefallen als das New York Special, ich fand es ausgesprochen gelungen. Zunächst mal wegen der Handlung. Die Geschichte war wesentlich erwachsener und auch düsterer als New York. Dazu gehört auch, das zum ersten Mal in der Serie jemand "wirklich" umgebracht wird. Auch wenn man es nie explizit erwähnt wird klar, dass Feis Adoptivvater von Cash und seinen Handlangern getötet wurde. Und da die in Gabriel Agrestes Auftrag handeln wird auch deutlich, wie skrupellos er wirklich ist. Nach seinen eigenen Worten ist er seit 15 Jahren hinter dem "Prodigious" her, also viel länger als seine Frau in ihrem totesähnlichen Koma liegt. Was also sind seine wahren Absichten? Emilie zurückzubringen kann ja nur ein Teil davon sein. Nachdem ich in der zweiten Staffel tatsächlich Verständnis für ihn aufbrachte und ihn weniger als Schurke als vielmehr einen verzweifelten Mann ansah, stellt er sich mehr und mehr als gefühlskalter, gnadenlos berechnender und bösartiger Typ dar.
Dazu passt auch das Finale. Während die ganzen durchgeknallten Superhelden in New York irgendwas komödienhaftes hatten, wurde Shanghai in bester Godzilla-Manier von einem gradenlosen Monster platt gemacht.
Ansonsten war die Story in sich logisch und glaubhaft, sie hat sich auf das Wesentliche konzentriert und sich nicht in Nebenhandlungen verloren. Ein paar kleine Running Gags (die Flugangst des Bodyguards und seine Obession für Actionfiguren) haben sie hier und da kurz aufgelockert, bevor es wieder ernst wurde. Und es gab keine Superheldenschwemme wie in New York. Überhaupt hielt sich die Superheldenaction in Grenzen und konzentrierte sich auf den Schluss des Films. Von mir gibt es dafür eine klare Eins Plus.
Natürlich gab es ein paar Ungereimtheiten, z.B. war die Art, wie Marinette nach Shanghai kommt, arg konstruiert: Mal eben schnell hinfliegen um ihrem Onkel sein Geburtstagsgeschenk zu bringen. Weil ja auch so viele 14-jährige Mädchen ganz allein und spontan nach China fliegen... Auch das Tikki die ganze Zeit sichtbar war, verstößt gegen die bisherige Miraculous-Praxis. Schließlich verschwinden die Kwamis immer, wenn ihre Träger die Miraculous ablegen. Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel - ich denke da an Reflecta.
Sehr gut gefielen mir auch die Charaktere. Die innerlich zerissene Heldin Fei, die dabei ist, ihre Ideale für ihre Rache aufzugeben, der hinterhältige, gierige (und tatsächlich glaubwürdige) Cash, und nicht zuletzt die naive, verlorene Marinette, deren Hilflosigkeit ohne Tikki und ihre Ohrringe sehr gut rüberkam. Auch hier hat die Konzentration auf die wenigen Hauptpersonen prima funktioniert.
Und nicht zuletzt fand ich die Animation perfekt, sehr detailreich und realisitisch bis hin zu den Geldscheinen, die wirklich absolut echt aussahen. Man konnte fast vergessen, dass es "nur" ein animierter Film war.
Mag sein, dass Shanghai die Entwicklung der Figuren nicht vorangebracht hat, aber für mich war es mit das Beste, was die Macher der Serie bisher abgeliefert haben. In einem Punkt muss ich Grossesa aber zustimmen: Wenn Hawk Moth nicht langsam schnallt, wer sich hinter Ladybug verbirgt, sollte er sein Bösewichtdiplom zurückgeben.
Shanghai-Special
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Shanghai-Special - by Dakota - 04.04.2021, 12:06
RE: Shanghai-Special - by Grossesa - 05.04.2021, 15:29
RE: Shanghai-Special - by Dakota - 23.05.2021, 12:47
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